Love vs. Hate

Liebe ist allzeit unter uns. Sie ist die einzig wahre Konstante in unserem Leben, eine Gesetzmäßigkeit im Universum. Liebe ist überall. Es gibt keinen Orte ohne Liebe. Doch Liebe ist auch, was wir Menschen aus ihr machen. Sie ist bei uns wie die Luft zum Atmen, wie der Sonnenschein an einem wolkenlosen klaren Frühlingsmorgen. Wir können nirgendwo sein bzw. hingehen ohne Liebe. Der Liebe entkommen wir nicht. Sie kann weder gesehen noch geschmeckt, gerochen, gefühlt, noch auf eine andere Art und Weise körperlich-sinnlich erfahren werden.

Wer einwendet, daß Liebe zwischen zwei Menschen körperlich sein kann, liegt goldrichtig. Die Auswirkungen von Liebe können wir erfassen, doch die Liebe selber können wir nicht greifen, ihrer nicht habhaft werden. Wir können sie auch nicht wie ein Gut hamstern oder einen Speicher mit ihr füllen. Liebe ist und bleibt eine wunderbare Zutat in unserem Leben. Liebe unterwirft sich keiner Willkür, wird niemandem vorenthalten. Eine Privilegierung der Liebe gibt es nicht. Liebe und Leben sind untrennbar miteinander verbunden.

Der Haß in den Sozialen Medien zeigt, wozu wir Menschen im Negativbeispiel fähig sind. Hassen zu können, fällt uns leicht. Für Haßtiraden, die so gut wie jeden Tag irgendwo im Netz andere Menschen verletzen, haben wir den Begriff „Hate Speech“ geprägt. Beim „Hate Speech“ fühlen sich alle Betroffenen schlecht, niemand zieht einen wahrhaft positiven Nutzen daraus. Der Schreiber drückt seine Wut und seinen Haß aus und verstärkt den Haß in ihm durch sein Schreiben ein weiteres Mal. Er verteilt ihn an seine Leserschaft, die von diesem angestachelt wird, in gleicherweise zu denken und zu fühlen und ihn dafür zu „liken“ und die Botschaft weiterzuschicken. Empfindungen wie Schadenfreude, Genugtuung begleiten oft diesen Vorgang. Die Leser treten durch die Haßbotschaften selbst in Resonanz mit eigenen Haßerlebnissen, die dadurch eine Schleife weiter verstärkt werden. Haß bringt weder dem Absender noch dem Empfänger irgendwelche positiven Vorteile, sondern verstärkt nur vorhandene Geisteshaltungen und entfacht Negativgefühle. Geteilter Haß ist doppelter Haß.

Love Speech als neues Konzept

Ich schlage an dieser Stelle vor, diesem „Hate Speech“ ein anderes Konzept gegenüberzustellen. Ich denke hier an das Gegenteil, an „Love Speech“. In diesem Falle schreibt, „twittert“ oder „postet“ ein Mensch eine positive Botschaft voller Respekt, Freundlichkeit, Höflichkeit. Diese Meinungsäußerung sollte unwahre Positivdarstellungen vermeiden und ehrlich und authentisch mit sachlicher Kritik bleiben. Ich bin der Meinung, Gutes über einen anderen Menschen oder eine Situation zu schreiben lohnt sich. Es darf weder geschmeichelt noch unwahr sondern respektvoll und wahrhaftig sein. Auf die Sprache kommt es an. Mit ein wenig Überlegung und Abwägung der Worte sollte jeder von uns dazu in der Lage sein. Hat der Mitteilende nichts Positives zu schreiben, dann überlege er sich, ob er nicht auf seinen Beitrag verzichtet. Besser nichts schreiben als Falsches oder Negatives.

Im Kern der Überlegung zu „Love Speech“ steht die Frage, warum wir nicht einmal die positiven Seiten einer Sache oder einer Person herausheben und diese verbreiten wollen? Ist es denn so schlimm in dieser heutigen Welt, mal etwas Positives in die Welt zu senden? Ich denke nicht!

Die uns überflutenden Nachrichten präsentieren uns Probleme und Themen, über die wir in Angst, Sorgen und Schrecken versetzt werden, sofern wir sie nicht abgestumpft betrachten. Als Fazit unserer allabendlichen Nachrichtensendungen sind viele von uns der Meinung, daß es viel Unglück in der Welt gebe, die Menschen schlecht und korrupt seien und das Leben uns bedrohe. Ganz anders erleben wir unsere eigene, kleine Welt: Unsere Erfahrungen weichen davon ab, sie sind freundlicher, lichter und ermutigender. Diese Diskrepanz zwischen der veröffentlichten Meinung einerseits und der wahrgenommenen persönlichen Lebenserfahrung andererseits fordert uns mächtig heraus, die richtige Balance zu finden. Da bekanntlich Negativbotschaften besser im Gedächtnis verbleiben als positive, überwiegt das Negative. Sie prägen uns auf lange Sicht eine Einseitigkeit auf, die nicht unserer Lebensfreude sondern unserem Lebensverdruß förderlich sind. Das kann doch nicht Sinn und Zweck unserer Nachrichten und unseres Lebens sein!

„Hate Speech“ dürfen wir als Teil der öffentlichen Meinung sehen, die ihre Zielgruppen erreicht und die negative Sicht auf das Leben setzt bzw. verstärkt. „Love Speech“ hingegen könnte in den gleichen Sozialen Medien ebenso Verbreitung finden und als Gegenmeinung liebevolle, erbauliche, positive Nachrichten vermitteln. Das Ungleichgewicht der Botschaften könnte so in ein ausgleichendes Gleichgewicht kommen.

Zugegeben, wir Menschen sind sehr empfänglich für Kritik, weil wir solche Muster gewohnheitsmäßig meist aus Kindertagen in uns tragen. Kritik hinterläßt – wenn sie die Person betrifft – oft schmerzliche Wunden und Narben. In der Konkurrenz zur Liebe gerät letztere ins Hintertreffen. In der Konsequenz überbieten wir uns oft im Kritisieren. Andererseits kann nicht jeder mit Lob und Anerkennung gleichermaßen gut umgehen, lehnt sie ab und verrennt sich wohlmeinend in eine kritische Position, die bis zur Kritiksucht ausarten kann.

Andererseits würden wir uns sicherlich freuen, in den sozialen Medien nicht nur Haßnachrichten sondern ausgesprochene Positivbotschaften respektvoller Meldungen und Anmerkungen zu lesen, die es zweifelsohne gibt, aber die noch nicht so in das öffentliche Bewußtsein eingedrungen sind, als daß sie einen Begriff wie „Love Speech“ hervorgebracht hätten.

Ich rufe uns daher alle auf, positive Botschaften unseren Mitmenschen mit auf den Weg zu geben. Denn wenn wir in den Sozialen Medien schweigen und nichts tun, überlassen wir den Haßbotschaften das Feld. Menschen haben es nicht verdient, Drohungen oder Angriffe auf ihre Menschenwürde ausgesetzt zu werden. Nicht jeder hat ein dickes Fell, an dem die Attacken nur so abprallen. Auch ist das juristische Zurwehrsetzen nicht in allen Fällen erfolgversprechend. Menschen werden beschimpft, verunglimpft und genötigt, etwas zu tun oder zu unterlassen. Sogar Morddrohungen an die Adresse der gehaßten Person und ihrer Familie kommen vor. Manche solcherart attackierten Menschen werfen ihre Aufgaben hin, geben ihren (ehrenamtlichen) Einsatz zum Wohle der Gesellschaft auf.

Wer über diese Situation ehrlich nachdenkt, wird zugeben, daß „Hate Speech“ auf lange Sicht das Zusammenleben der Menschen auf dieser Erde vergiftet. Denn diese Haßtiraden spornen den Betroffenen nicht an, sich mehr und intensiver in seiner Aufgabe und Position einzusetzen, sondern erschrecken ihn, lassen ihn erlahmen. Während mit sachlicher Kritik – diese soll durchaus vorgetragen werden – der Betroffene umzugehen weiß bzw. lernt, ist jedwede respekt- und würdelos vorgetragene Meinungsäußerung negativer Art völlig ungeeignet, bessere Leistungen hervorzubringen.

In der Situation des „Love Speech“ ist das Weltbild ein positives. Menschen lieben, sehnen sich nach positiven Erlebnissen, nach positivem Feedback, nach Anerkennung und Einbeziehung in die Gemeinschaft. Negative Kritik aus der Anonymität des Internets und der sozialen Netzwerke geschossen, zerstört und vernichtet diese positiven Ansätze im Miteinander unter uns Menschen.

Die Liebe ist ein Beispiel für die angesprochene „Love Speech“, wie Menschen die Welt verändern können, durch ein liebevolles, freundliches Wort und eine respektvolle Haltung. Nicht umsonst haben wir die Regeln der Höflichkeit im persönlichen Umgang miteinander als Teil unserer Gesellschaft etabliert. Und dieser Umgang miteinander sollte auch im Internet gelten. Um der Einseitigkeit negativer Mitteilungen entgegenzuwirken, dürfen wir getrost eine positiv wirksame „Love Speech“ verbreiten. Es wird uns allen gut tun.

#2 Love Speech

Dr. Burkhard Welzel


Mein Name ist Dr. Burkhard Welzel, Jahrgang 1957, und ich blicke auf eine wissenschaftliche Ausbildung in den Fachbereichen Betriebs- und Volkswirtschaft zurück. Mein erstes Buch habe ich 1994 über den Unternehmer veröffentlicht. Seitdem befasse ich mich mit unternehmerischen Fragestellungen als Unternehmensberater. Die ethischen Aspekte des Wirtschaftslebens habe ich in Seminaren zur Unternehmensethik vermittelt und diesbezüglich auch Unternehmer ganzheitlich zu Themen der erfolgreichen Firmen- und Lebensführung gecoacht. Im April 2015 erschien mein zweites Buch "Glücklich sein in einer besseren Welt", in der ich spirituelle Impulse für ein glückliches Leben an meine Leser weitergebe.


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